Energieeffiziente Beleuchtung
Einsatz von Tageslicht zur Reduzierung der Energiekosten bei gleichzeitiger Umsatzsteigerung
Die Beleuchtung eines Handelsbetriebes ist aufgrund der Gebäudetiefe hauptsächlich auf künstliche Beleuchtung angewiesen.
Mit der Erkenntnis das sich hohe Beleuchtungsstärken positiv auf die Umsätze auswirken, wurden die mittleren Beleuchtungsstärken von vormals üblichen
500 Lux (Normbeleuchtungsstärke an Büroarbeitsplätzen) je nach Geschäftsfeld auf 1000 - 1200 Lux (in Extremfällen 2000 Lux) angehoben. Durch die erhöhten
Beleuchtungsanforderungen steigt auch der Energieverbrauch der Märkte. Im Non-Food-Bereich machen die Beleuchtungskosten über 60% aller Stromkosten aus,
im Food-Umfeld geht der hauptsächliche Stromverbrauch auf Kühl- und Tiefkühlsysteme zurück. Die Beleuchtungskosten machen hier aber immer noch ca. 25% des Stromverbrauches aus.
Bei einem modernen Beleuchtungssystem und einer mittleren Beleuchtungsstärke von 1000 Lux summiert sich der Verbrauch je 1000 m² im Jahr auf etwa 55.000 KW/Jahr.
Das entspricht Kosten in Höhe von ca. 13.500 Euro. Dabei dient die Forderung nach einer hohen Beleuchtungsstärke vor allem dazu, die sogenannte Eintrittsschwelle zu verringern.
Die Eintrittsschwelle ergibt sich aus dem Verhältnis der Außenbeleuchtungsstärke und der Innenbeleuchtung. Ist es draußen sehr hell, wirken insbesondere geringe Beleuchtungsstärken
im Geschäft als „dunkel“, das Geschäft wirkt dann geschlossen. Im Gegensatz kann die Wahrnehmung bei Dunkelheit draußen als extrem hell empfunden werden, ein potentieller Kunde
fühlt sich im Markt quasi auf dem Präsentierteller.
Diese Schwelle lässt sich durch die Integration von Tageslicht verringern. Entsprechend der Außenbeleuchtungsstärke passt sich dann das Niveau der Innenbeleuchtung automatisch an,
werden Grenzwerte unterschritten, wird so viel Kunstlicht zugeschaltet, wie erforderlich.
Eine Beleuchtung mit Tageslicht ist in vielen Bereichen mit herkömmlichen Oberlichtern etc. ausgeschlossen, da infrarote und ultraviolette Anteile schädigenden Einfluss auf
Waren und Klimatisierung ausüben. Insbesondere Obst- und Gemüse sowie Weine reagieren hier empfindlich, im Bereich von Kühl- und Tiefkühlung erhöhen IR-Einträge maßgeblich
den Energieverbrauch, da die Kühlung diese Einträge zusätzlich ausgleichen muss. Bei Wurst, Fleisch und Backwaren ist der Kunde inzwischen derart an die warmtönende Beleuchtung gewöhnt,
das Tageslicht hier eher negativ einzuschätzen ist. Ferner muss die Marktklimatisierung allgemeine Hitzeeinträge zusätzlich ausgleichen. Aus diesen Gründen verzichten viele
Marktbetreiber auf Tageslicht.
Dabei wurde in verschiedenen Studien nachgewiesen, dass eine gute Versorgung mit Tageslicht Umsatzzuwächse von 20 - 40% erzeugen kann. Insbesondere wird das auf die
entspannende Wirkung des natürlichen Lichts zurückgeführt, dass (messbar belegt) zu deutlich längeren Verweilzeiten der Kunden im Markt führt, d.h. der Kunde kauft mehr.
Ähnlich wie bei Musik- und Beduftungslösungen schafft Tageslicht eine angenehme, freundlich erlebte Atmosphäre.
Genau zu diesem Thema erschien 1995 ein Artikel im Wall Street Journal über Wal Mart Geschäfte in Lawrence, Kanada: Die Umsätze bestimmter Produkte im Ladenbereich mit
Tageslichtsystemen waren signifikant höher als die Umsätze derselben Produkte in Geschäften ohne Tageslichtssysteme. Um den Zusammenhang zu testen, wurden alle Produkte
aus dem Kunstlichtbereich in den Tageslichtbereich gebracht und umgekehrt, was wiederum bedeutend höhere Umsätze der Produkte im Tageslichtbereich sowie Umsatzeinbrüche
der Produkte im Kunstlichtbereich zur Folge hatte.
Kunden erwarten ferner insbesondere bei Kleidung, aber auch bei Obst- und Gemüse eine „ehrliche“ Beleuchtung mit realistischen Farbwiedergaben – hier gilt Tageslicht
als Referenz für 100% Farbwiedergabe
Vor diesen Herausforderungen stand auch der Betreiber eines Fachmarktes für Tierbedarf in Frechen bei Köln. Die hohen Beleuchtungskosten eines zuvor neu gebauten Geschäfts
sollten sich nicht beim Neubezug einer Bestandsimmobilie wiederholen, sondern massiv reduziert werden.
Seine Wahl fiel auf Tageslichtröhren. Diese ermöglichen, bei geringen Öffnungsmaßen im Dach und damit geringen statischen Ansprüchen,
viel Tageslicht ohne UV- und IR Einträge in das Gebäude zu leiten. Zusammen mit der Firma Interferenz, die seit vielen Jahren Projekt- und Standardlösungen für hoch
effiziente Tages- und Kunstlichtsysteme plant und umsetzt, wurde folgendes Konzept erarbeitet:
Die Projektumsetzung erfolgte durch den für das Objekt verantwortlichen Dachdecker, der quadratische Öffnungen von 55 x 55 cm im Dach vorgenommen hat und die Öffnungen
entsprechend den Vorgaben des Statikers wechselte. Durch den Produzenten der Systeme wurden quadratische Aufsätze für das Dach angeliefert, an der die Dachfolie angeschlossen
und hochgeführt wurde. Auf Wunsch des Dachdeckerbetriebes erfolgte die weitere Montage durch den Hersteller.
Von oben schließt ein spezielles Abdeckelement den kaminähnlichen Aufsatz ab. Durch das Abdeckelement wurden anschließend die benötigten Rohre vom Dach aus eingesetzt
und abschließend die Prismenkuppel aufgesetzt. Aus optischen Gründen wurde von der Rauminnenseite jeweils eine vorgefertigte Sichtblende gegen das Trapezblech geschraubt,
um direkte Blicke in die Tiefsicken zu vermeiden.
Erfreulicherweise hat sich der Betreiber des Marktes bereiterklärt, ein vollständiges Energiemonitoring über ein Jahr durchzuführen, wodurch Interferenz die vorhandenen
Berechnungsmodelle detailliert überprüfen konnte. Der tatsächlich benötigte Strom für die Beleuchtung lag unterhalb der Kalkulation und beträgt knapp 19.000 KW,
also ca. 8 W/m²/h bei einer von allen Projektbeteiligten als optimal bezeichneten dynamischen Beleuchtungsstärke. Die Stromkosten konnten gegenüber einer rein auf
Kunstlicht ausgelegten Beleuchtungsplanung um ca. 55% gesenkt werden.
Die Kosten für die Solatube Tageslichtsysteme (je System ca. 1.200 Euro zuzügl. 250 Euro für die Montage) betrugen etwas über 50.000 Euro, das Land NRW hat einen Teil im
Rahmen eines Investitionszuschusses beigesteuert. Je nach Entwicklung der Stromkosten wird sich die Maßnahme rein über die Energiekosteneinsparung und durch geringere
Wartungskosten für die elektrische Beleuchtung nach ca. 6 - 8 Jahren ausgezahlt haben. Da die Tageslichtsysteme wartungsfrei über die restliche Lebensdauer des Gebäudes
die Tageslichtversorgung sicherstellen, ist dies eine nachhaltige Maßnahme.
Hochinteressant wäre es, wenn neben diesen Amortisationsaspekten auch die Mehreinnahmen durch die Umsatzsteigerung mittels Tageslicht eingerechnet werden könnten.
Detaillierte Aussagen hierzu lässt dieses Projekt leider nicht zu, da es sich nicht um einen vorher gleichartig genutzten Bestandsmarkt handelt und die Branche derzeit
sehr dynamische Umsatzentwicklungen zeigt.
Die Interferenz freut sich daher auch auf einen Interessenten mit Bestandsmarkt, bei der im Rahmen einer abgestimmten Open-Book Vereinbarung diese Umsatzzuwächse detailliert ausgewiesen werden können.